Das KZ-Außenlager Kochem-Bruttig-Treis diente im letzten Kriegsjahr 1944 als Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof und war ein Teil der sogenannten A-Vorhaben der Rüstungsproduktion im Nationalsozialismus. Auch wenn die Erinnerungskultur an das Lager vor allem seit den 1990er Jahren einige Dokumentationen und Konzepte hervorgebracht hat, gilt die komplexe Geschichte des Lagers bis heute als wenig erforscht.
Das KZ-Außenlager war als Teil der A-Vorhaben, deren Ziel in der Ausweitung der Produktion von Kampfflugzeugen zur Verteidigung des deutschen Luftraums bestand, auch unter den Decknamen „A7“ sowie „Zeisig“ bekannt. Im Fall von A7 sahen die Behörden einen 2,6km langen Reichsbahntunnel vor, der bereits in der Zwischenkriegszeit zwischen Bruttig und Treis erbaut worden war. Ein neues Bauvorhaben, für dessen Produktion die Firma Bosch GmbH unter dem Tarnnamen „WIDU“ verantwortlich war, wurde mit einer Fertigungsfläche von rund 25.000m2 im Dezember 1944 vollendet.
Während an dem Projekt A7 auch viele Zivilisten wie Architekten und Handwerker mitwirkten, wurden die Kriegsgefangenen, Zwangsarbeiter und sonstigen KZ-Häftlinge für die schweren und zum Teil lebensbedrohlichen Bauarbeiten am und im Tunnel eingesetzt. Zwangsarbeiter, die im Vergleich zu den KZ-Häftlingen grundsätzlich bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen hatten, arbeiteten dabei direkt an den Maschinen, die zur Produktion von Zündkerzen für Flugzeugmotoren dienten. Die Zahl der Häftlinge, die aus Natzweiler nach Kochem kamen, stieg von 300 zu Beginn auf ca. 1500 im August an. Der Alltag war neben der harten Arbeit geprägt von Hunger, Gewalt und Bewachung.
In Folge vermehrter Fliegerangriffe der Alliierten im September 1944 erschwerten fortan Stromausfälle die unterirdische Arbeit, woraufhin der Abtransport eines Teils der Zwangsarbeiter*innen aus dem nahegelegenen Kloster Ebernach erfolgte. Im Oktober wurden die beiden Teillager sowie das Lager in Bruttig gänzlich aufgelöst, auch wenn bis zum Ende des Jahres noch einhundert "freie Kräfte" im Außenlager eingesetzt wurden. Am 16. September erfolgte die Abschiebung aller Häftlinge nach Buchenwald. 1947 wurde der Tunnel schließlich gesprengt.
Auch wenn es in den Moselorten Cochem, Bruttig und Treis bis heute nur wenig sichtbares Gedenken an das ehemalige
KZ-Außenlager gibt, lösten Publikationen von Heimatforschern ("Ich habe immer nur den Zaun gesehen" 1992, "Decknahme `Zeisig´. Dokumentationen zum Treis-Bruttiger-Tunnel, Dokumentation zum
Außenlager Kochem-Bruttig-Treis" 2016, "Bevor das Vergessen beginnt" 2019) seit den 1990er Jahren vereinzelt öffentliche Diskussionen über das Thema aus. Weitere wichtige Schritte zu einer
öffentlich-sichtbaren Erinnerung wurden durch die Gründung des Fördervereins "KZ-Außenlager Cochem" und das "Konzept für die Gedenkarbeit zum KZ-Außenlager Kochem-Bruttig-Treis", welches in
Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung entstanden ist, vollzogen. Ein darin konzipierter "Weg der Erinnerung" soll ab 2021 umgesetzt werden. Erste Ansätze konnten in
Zusammenarbeit mit dem Bereich "Intermedia Design" der Hochschule Trier bereits entwickelt werden.
SEAL
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