Digitaler Erinnerungsatlas der Großregion

Der Digitale Erinnerungsatlas der Großregion ist eine Online-Plattform, die Erinnerungsorte der Großregion mit Bezug zum Nationalsozialismus erfasst sowie diese mithilfe eines päda-gogischen Angebots in Form von Arbeitsblättern, thematischen Actionbounds*, StoryMaps und Workshop-Handreichungen für das schulische Lernen greifbar macht. Das Tool richtet sich dabei gleichermaßen an Jugendliche und Erwachsene. Es ist im schulischen Kontext, aber auch in der der Erwachsenenbildung einsetzbar. Eine besondere Herausforderung stellen die unterschiedlichen Erinnerungskulturen der einzelnen Länder dar. Die Erinnerungsorte in Deutschland, Luxemburg, Belgien und Frankreich unterscheiden sich teils gravierend voneinander. Der Digitale Erinnerungsatlas der Großregion konzentriert sich nicht nur auf die bekannten Erinnerungsorte der Großregion – wie Gedenkstätten und Museen –, sondern erfasst auch weniger oder gar unbekannte Orte und eröffnet so einen lokalen/regionalen Zugang zur Geschichte. Darüber hinaus erfüllt der Digitale Erinnerungsatlas der Großregion die Funktion, die Ergebnisse regionaler Projekte zu dokumentieren und über die Laufzeit hinaus zu bewahren.

 

* Actionbound ist eine medienpädagogische Anwendung, mit der digitale Lernreisen (sog. „Bounds“) erstellt und gespielt werden können. Auch ohne über Programmierkenntnisse zu verfügen, eröffnet sie vielfältige Anwendungsmöglichkeiten.

Der Digitale Erinnerungsatlas der Großregion ist ein Projekt, das sich mit der grenz-übergreifenden Erinnerung an den Nationalsozialismus beschäftigt und dokumentiert die Erinnerungsorte in der Großregion: den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Saarland (Deutschland), der Regionen Grand-Est (Frankreich) und Wallonien (Belgien) sowie dem Großherzogtum Luxemburg. Unter Erinnerungsorten verstehen wir Orte, die Spuren der Geschichte des Nationalsozialismus enthalten und an das Unrecht oder die Unterdrückung erinnern. Momentan enthält der Erinnerungsatlas 532 Orte, die aus unterschiedlichen ländergeprägten Perspektiven an die NS-Zeit erinnern. Der Atlas veranschaulicht die existierenden Grenzen der transnationalen Erinnerungskultur: An die gleichen historischen Ereignisse – den Zweiten Weltkrieg und den National-sozialismus – wird in den benachbarten Regionen unterschiedlich erinnert. Der Digitale Erinnerungsatlas zeigt somit, dass die Erinnerung von nationalstaatlicher Narrativen abhängt. Die Vielfalt der Typen der Erinnerungsorte, beginnend mit den Orten des jüdischen Lebens bis hin zu Befreiungsorten, die an Soldaten der amerikanischen Armee erinnern, soll diese Differenzierung zum Ausdruck bringen.

Eine Besonderheit des Digitalen Erinnerungsatlas ist es, dass der Atlas nicht nur die Orte der Erinnerung erfasst, um diese somit sichtbar zu machen, sondern auch ein pädagogisches Angebot für deren Erschließung umfasst. Der Atlas bietet:

  • didaktische Handreichungen in Form von konzipierten Unterrichtsstunden für Lehrkräfte oder für das eigenständige Lernen,
  • Arbeitsblätter, die ein bestimmtes Thema vertiefen,
  • Actionbounds, die komplizierte Sachverhalte in historischer Perspektive behandeln, sowie
  • StoryMaps, die für die biografische Arbeit gut geeignet sind.

Der Mehrwert liegt darin, dass diese Hilfsmittel den historischen Kontext des lokalen Erinnerungsortes beschreiben. Ferner werden historische Quellen – Dokumente, Fotos, Tagesbucheinträge, Protokolle –, die Informationen über den Ort vermitteln, bereitstellen. Diese können heruntergeladen und z. B. für außerschulisches Lernen benutzt werden.

Der Digitale Erinnerungsatlas ist ein Beitrag zum digitalen Lernen, integriert daher auch thematische Actionbounds, die für das außerschulische Lernen verwendet werden können. Als ein Bespiel kann die Actionbound-Um-setzung zum Thema „Ausgrenzung und Verfolgung der jüdischen Mitbürger*innen der Stadt Trier und Region“ genannt werden, mit dessen Hilfe die im Atlas dokumentierten Erinnerungsorte in Perspektive eines historischen Prozesses veranschaulicht werden.
Der Erinnerungsatlas kann auf mobilen Endgeräten und auf stationären Computern benutzt werden. Um einen bestimmten Ort zu finden, wird in der Suchzeile das Stich-wort eingetippt und der Suchauftrag gestartet. Wenn der genaue Name des Erinnerungsortes nicht bekannt ist, oder es darum geht, die Erinnerungsorte in einer be-stimmten Stadt zu finden, so können Ortsnamen oder bestimmte Arten von Erinnerungsorten (z. B. Synagoge) angegeben und so die Suche vereinfacht werden. Des Weiteren beinhaltet der Atlas die Funktion der Navigation zu einem Ort durch die Weiterleitung zu Google Maps, was dabei hilft, herausfinden, wie der Ort sich in der Öffentlichkeit finden lässt, aber auch wie dieser wahrgenommen wird.
Folgende Informationen werden im Atlas über einen Ort angezeigt: ein kurzer Er-läuterungstext, die damalige und heutige Funktion des Ortes, ein aktuelles Bild sowie das Datum der Einweihung der Gedenktafeln oder des Denkmals. Viele Erinnerungsorte sind nicht durch eine Erinnerungstafel oder ähnliches gekennzeichnet, da in der Öffent-lichkeit zu wenig Wissen über das historische Geschehen vorhanden ist. Diese Wissens-lücke zu schließen, gehört auch zur Intention dieser Plattform.

In der Zukunft soll der Atlas Möglichkeiten der Partizipation anbieten und so gleichzeitig auch zum kontinuierlichen Wachsen des Atlas beitragen. Durch eine Forums-Funktion möchten wir (redaktionell betreute) Ergänzungen ermöglichen.
Das Projekt ist 2017 an der Universität Trier unter der Leitung von Dr. Thomas Grotum (Neuere und Neueste Geschichte) und Dr. Jürgen Michael Schulz (Didaktik der Gesellschaftswissenschaften) entstanden und wurde bisher vom Präsidenten der Universität Trier (2017-2024), der Nikolaus-Koch-Stiftung Trier (2019/20) und im Rahmen der jeweiligen Partnerschaften für Demokratie der Stadt Trier und der Verbandsgemeinden Konz, Saarburg-Kell und Schweich (2020/21) gefördert, die Teil des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sind. Aktuell wird der Digitale Erinnerungsatlas der Großregion vom Landtag Rheinland-Pfalz (2023/24) und von der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz (Projekt "Das Unsichtbare sichtbar machen" 2023/24) unterstützt. Es ist ein assoziiertes Projekt der Forschungs- und Dokumentationsstelle SEAL der Universität Trier.


Kontakt
Dr. Thomas Grotum / Dr. Jürgen Michael Schulz
Projekt „Digitaler Erinnerungsatlas der Großregion“
Universität Trier
Universitätsring 15
D-54296 Trier
Tel. +49 651 201-3331 (Grotum) o. -3382 (Schulz)
eMail: erinnerung@uni-trier.de
https://www.uni-trier.de// index.php?id=68419

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Digitaler Erinnerungsatlas der Großregion (Stand: Juli 2023)
Digitaler Erinnerungsatlas der Großregio
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