Gestapo-Terror in Luxembourg

Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) war die zentrale Institution im Netz des nationalsozialistischen Überwachungs- und Verfolgungsapparates. Sie galt als allgegenwärtige, allwissende und allmächtige Sonderbehörde. Dieses bewusst vermittelte Bild herrschte jahrzehntelang vor und wurde erst in den 1990er Jahren als Mythos entlarvt.

Die Ausstellung

Ausgangspunkt der Recherchen zu der Ausstellung "Gestapo-Terror in Luxemburg" waren die familiengeschichtlichen Nachforschungen der Diplompädagogin Katrin Raabe über ihren Großonkel Friedrich Schmidt. Der gelernte Schlosser aus Göttingen, Jahrgang 1902, kam nach einer zwölfjährigen Dienstzeit bei der Schutzpolizei im Jahr 1936 zur Geheimen Staatspolizei nach Trier. Nach der Besetzung Luxemburgs im Mai 1940 wechselte er zur neu geschaffenen Dienststelle der Geheimpolizei im Großherzogtum. Er war sowohl in Luxemburg-Stadt (Villa Pauly) als auch in der Außenstelle in Esch-sur-Alzette tätig. Ferner gehörte er zum Vernehmungskommando im SS-Sonderlager/KZ Hinzert. Seine Hauptaufgabe bestand in der Bekämpfung des luxemburgischen Widerstands. - Die Nachforschungen von Karin Raabe führten schließlich zur Bildung einer deutsch-luxemburgischen Forschergruppe. An der Umsetzung der Ausstellung waren neben dem Musée national del la Résistance (Esch-sur-Alzette) das Centre de Documentation et de Recherche sur la Résistance (Luxemburg-Stadt), der Verein NS-Familien-Geschichte: hinterfragen – erforschen – aufklären e.V. sowie das Forschungsprojekt zur Geschichte der Gestapo Trier an der Universität Trier beteiligt.

Geschichte der Gestapo Luxembourg

Die enge Verzahnung der beiden Staatspolizeistellen wird auch dadurch deutlich, dass die Leitungsfunktion des Einsatzkommandos Luxemburg (EKL) mit seinen drei Sparten Geheime Staatspolizei (Gestapo), Kriminalpolizei (Kripo) und Sicherheitsdienst  (SD) vom Trierer Dienststellenleiter ausgeübt wurde. Zu Beginn der Besatzung Luxemburgs wurden außerdem zahlreiche Beschäftigte aus Trier abgezogen, um den Personalbedarf der Gestapo im Großherzogtum in der Anfangsphase zu decken. Formal war das Einsatzkommando Luxemburg selbstständig, auch wenn in manchen Dokumenten die Luxemburger Gestapo als Trier Außenstelle bezeichnet wird. Erst durch Erlass des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD vom 25. Juli 1944 wurde das EKL mit sofortiger Wirkung aufgelöst und die einzelnen Sparten als Außnstellen den Trierer Behörden unterstellt. Zu diesem Zeitpunkt war die Gestapo Trier ihrereseits nur noch eine Außendienststelle der Leitstelle in Koblenz, der sie bereits im Herbst 1943 angegliedert wurde.

Ab dem 01. September 1940 befindet sich der Hauptsitz der Gestapo Luxemburg in der Villa Pauly im Petrussring 57. Das Haus gehörte ursprünglich dem Arzt Dr. Pauly, der sich im Mai 1940 in Frankreich im Urlaub befand. Weil dieser auch zwei Monate später noch nicht zurückgekehrt war, wurde das Haus als aufgegeben angesehen und für Zwecke der deutschen Verwaltung beschlagnahmt. Neben dem Hauptsitz in Luxemburg Stadt gab es in Esch/Alzette und Diekirch jeweils eine Außenstelle, die in der Villa Seligmann (Esch), dem beschlagnahmten Wohnhaus einer jüdischen Familie, bzw. in der Villa Conter (Diekirch) untergebracht waren.  Zum Einsatzkommando der Sicherheitspolizei und des SD gehörten auch die an der neuen Grenze zu Belgien eingerichtetetn Grenzpolizeiposten in Rodingen, Steinfort und Kleinbettingen.

Am 10. Mai 1940 besetzten deutsche Truppen das unbewaffnete und neutrale Luxemburg. Die Großherzogin Charlotte und die Regierung entschlossen sich für das Exil in Frankreich. Schon Anfang September wurden sie von den Briten als Alliierte anerkannt. Ende Juli 1940 wurde der Gauleiter Gustav Simon zum Chef der Zivilverwaltung in Luxemburg ernannt. Von Anfang an bestand ein gewisser Widerstand in der luxemburgischen Bevölkerung. Somit konnte sich der Gauleiter nicht hundertprozentig auf die luxemburgische Verwaltung verlassen, um seine politischen Ziele zu erreichen. Der Luxemburger Staatsapparat musste dieser Logik folgend entweder zerstört oder mit Hilfe reichsdeutscher Referenten und Kommissare unter seine Kontrolle gebracht werden. Politische Parteien, die Abgeordnetenkammer sowie der Staatsrat wurden aufgelöst. Gerichte wurden gleichgeschaltet und deutsche Richter und Staatsanwälte nach Luxemburg entsandt. Die Einführung deutschen Rechtes und die Schaffung einer "Sondergerichtsbarkeit" dienten der Verfolgung deutschfeindlicher Aktivitäten.

Weitere Informationen zum herunterladen

Download
Ausstellungskatalog (DE & FR)
Katalog_GESTAPO_LUX-1.pdf
Adobe Acrobat Dokument 3.1 MB

 

 

Der Ausstellungskatalog kann in gedruckter Fassung über das Musée national de la Résistance in Esch-sur-Alzette (Anschrift: 00 Place de la Résistance, 4041 Esch-sur-Alzette, Luxemburg) für 15 € bezogen werden.