DIE GESTAPO TRIER IN DER CHRISTOPHSTRASSE 1

"Erinnern tut weh. Es löst Entsetzen aus und lässt verstummen und aufschreien zugleich. Sich den bedrückendesten Wahrheiten unserer Geschichte zu stellen, ist unverzichtbar. Dazu verpflichten uns die Opfer, ihre Angehörigen und Nachkommen.
Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth am 27. Januar 1998

Entstehung der Ausstellung

Anlass für eine intensive Beschäftigung mit der Geschichte der Gestapo Trier war der Umzug der Staatsanwaltschaft Trier im Oktober 2011 in das Gebäude der Christophstraße 1. Dass sich an diesem Ort in der Vergangenheit der Sitz der Gestapo Trier befand, war im Allgemeinen in der Trier Bevölkerung nicht unbekannt, jedoch erinnerte zur Zeit des Umzugs zumindestens von außen im Grunde nichts mehr an diese Vergangenheit. Von innen, genauer gesagt im Keller des Gebäudes, blieb ein Hinweis erhalten: Die Aufschrift "Gestapo" auf einer Stahltür eines vermutlich als Luftschutzkeller genutzten Kellerraumes für das Personal der Gestapo. Bei diesem recht verborgenen Hinweis beließ es die Staatsanwaltschaft Trier nicht, sie nahm sich der historischen Verantwortung dieses Gebäudes an, initiierte den Kontakt zum Fach Geschichte der Universität Trier und es entstand ein studentisches Forschungsprojekt, das sich der Aufarbeitung der Geschichte der Gestapo Trier und damit auch der historischen Bedeutung des Gebäudes widmete. 

Trails

 

Einblicke

Das Ergebnis: Am 12. November 2014 wurde an der Außenfassade der Christophstraße 1 eine Gedenktafel enthüllt und im Gebäude (Foyer und Treppenaufgang) eine Austellung mit insgesamt 14 Schautafeln eröffnet. Damit ist nicht nur der historische Kontext des Gebäudes und seine Funktion im Nationalsozialismus nun von außen sichtbar, sondern durch die Infotafeln innerhalb des Gebäudes ist es außerdem möglich, sich über die Geschichte der Gestapo Trier anhand verschiedener Themenschwerpunkte zu informieren. 

 

Die Ausstellung wird auf Dauer im öffentlich zugänglichen Teil des Gebäudes gezeigt und zudem durch eine Broschüre dokumentiert, die 2017 in zweiter Auflage erschienen ist. Diese ist auch über unseren Download-Button verfügbar.

Places

 

Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) war die zentrale Institution im Netz des nationalsozialistischen Überwachungs- und Verfolgungsapparates. Heute ist die Annahme, es handelte sich um eine "allgegenwärtige, alwissende und allmächtige Sonderbehörde" als Mythos entlarvt. Dieses Bild wurde jedoch ganz bewusst vermittelt, um auf diese Weise Angst und Misstrauen innerhalb der Bevölkerung schüren zu können. Tatsächlich waren die Staatspolizeistellen aber nicht wirklich in der Lage, eine flächendeckende systematische Überwachung zu realisieren. Vielmehr erhielten sie von vielen "Delikten" oft erst Kenntnis, wenn V-Leute oder Denunzianten sie darauf aufmerksam machten. So war niemand davor sicher, nicht doch in das Visier der Gestapo zu geraten und somit Teil des verfolgungsbehördlichen Aktenbestandes zu werden. 


Zu den Aufgaben der Gestapo gehörten zunächst die Überwachung der Bevölkerung, die Ausschaltung politischer und ideologischer Gegner und die Unterdrückung jeglichen abweichenden Verhaltens. Ab Mitte der 1930er Jahre wurde sie immer mehr zu einer „völkischen Polizei“, die nach rassenpolitischen Vorgaben gegen Personen und Gruppen vorging, die als  „gemeinschaftsfremd“ bezeichnet wurden. Weder die Existenz der Geheimen Staatspolizei noch der Sitz ihrere Dienststellen waren im Nationalsozialistischen Deutschland geheim. Im Regelfall lassen sich entsprechende Einträge in Adress- und Telefonverzeichnissen der Zeit finden. In Trier war die Staatspolizei ab ihrer Etablierung am 05. Mai 1933 zunächt im alten Regierunsgebäude direkt am Hauptmarkt untergebracht.

Im Oktober 1935 ist die Geheime Staatspolizei in das Reichsbahndirektionsgebäude in der Christophstraße 1 umgezogen. Dort hatte sie in Bahnhofsnähe im ersten Obergeschoss, später auch in der zweiten Etage, ihre Büros und Vernehmungsräume. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges dehnte sich der Einflussbereich der Gestapo nicht nur auf die von der Wehrmacht besetzten Gebiete aus, sondern weitere Gruppen wie Zwangsarbeiter und „Fremdvölkische“, aber auch die als widerständig angesehene Bevölkerung der eroberten Länder gerieten in den Fokus der Gestapo. Zudem war sie entscheidend an der Deportation und der Ermordung der europäischen Juden beteiligt.

 

Schwere Bombentreffer Anfang Oktober 1944 machten es notwendig, die Dienststelle in Trier kurzfristig nach Olewig zu verlegen, von wo sie schließlich an Weihnachten 1944 nach Zeltingen (Mosel) umzog.

Die Nationalsozialisten konnten nach der Machtübernahme im Januar 1933 problemlos an die Arbeit der „Politischen Polizei“ der Weimarer Republik anknüpfen. Zunächst verlief die Entwicklung in den einzelnen Ländern unterschiedlich. In Preußen wurden die aus der Weimarer Zeit geltenden Kompetenzbeschränkungen der Geheimpolizei sofort aufgehoben und das neu gebildete Geheime Staatspolizeiamt (Gestapa) in Berlin mit seinen Staatspolizeistellen aus dem allgemeinen Polizeiapparat ausgegliedert. Der Machtkampf um die Leitung der politischen Polizei wurde letztlich erst 1936 entschieden, als die „Verreichlichung“ der Polizei als abgeschlossen angesehen werden kann. Heinrich Himmler fungierte ab diesem Zeitpunkt als „Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei“. Eine wichtige organisatorische Zäsur stellte schließlich der Zusammenschluss von Sicherheitspolizei (Gestapo und Kripo) und Sicherheitsdienst (SD) zum Reichssicherheitshauptamt (RSHA) im September 1939 dar.

 

Weitere Informationen zum Herunterladen

Download
Katalog Die Gestapo Trier in der Christophstraße 1
Katalog_GESTAPO_Trier.pdf
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Der Ausstellungskatalog kann in gedruckter Fassung für 2 € (bei Versand: 5 €) über die Forschungs- und Dokumentationsstelle SEAL bezogen werden.